Drei herausragende Dokumentarfilme sind für den Deutschen Filmpreis 2023 nominiert. Bis zum 12. Mai können die knapp 2.200 Mitglieder der Deutschen Filmakademie nun darüber abstimmen, wer am 2023 als Gewinner:in auf der Bühne stehen wird.
Kalle Kosmonaut
Ein 16-jähriger streift durch eine Brachlandschaft in Berlin. Er bereut eine folgenschwere Tat, die sein Leben verändern wird. „Ich weiß nicht, wie’s angefangen hat, die ganze Geschichte mit mir“. Kalle mit 10. Nachts allein im Kiez. Die erste Liebe. Jugendweihe. Mutproben auf den Fernwärme-Rohren der Stadt. Freundschaften und Hochzeiten. Verhandlung, Verurteilung, Knast. Die Welt draußen dreht sich weiter. Opa wünscht sich die DDR zurück. Oma besiegt die Sucht. Mama schickt zum 18. Geburtstag Raketen in die Nacht. Die Polizistin wacht über ihr Revier. Fur Kalle beginnt nach dem Gefängnis eine atemlose Odyssee zurück zu sich. „Kalle Kosmonaut“ ist ein dokumentarisches Porträt über 10 Jahre, eine animierte Reise durch Kalles Kopf, eine radikal ehrliche, poetische Reflexion über Liebe, Familie, Schicksal und Schuld – getragen von der Hoffnung, dass am Ende ein besseres Leben möglich ist.
- Produzenten: Tine Kugler, Günther Kurth
- Drehbuch: Tine Kugler, Günther Kurth
- Regie: Tine Kugler, Günther Kurth
- Kamera/Bildgestaltung: Günther Kurth
- Schnitt: Günther Kurth, Tine Kugler
- Filmmusik: Philip Bradatsch
- Tongestaltung: Patrick Veigel, Roland Platz, Marcel Fink
- VFX Supervisor: Alireza Darvish
Liebe, D-Mark und Tod
Anfang der 1960er-Jahre wurden die sogenannten Gastarbeiter:innen aus Anatolien und anderen Gegenden der Türkei von der Bundesrepublik Deutschland angeworben. Von Anfang an gab es etwas, dass sie immer begleitet hat und Bestandteil ihrer Kultur war: ihre Musik – ein Stück Heimat in der Fremde. Über die Jahre entwickelten sich in Deutschland eigenständige musikalische Richtungen, die es in dieser Form im Mutterland nicht gab. Diese beispiellose Geschichte einer selbständigen Musikkultur der Einwanderer aus der Türkei, ihrer Kinder und Enkelkinder in Deutschland, erzählt der Kinodokumentarfilm „Liebe, D-Mark und Tod – Aşk Mark ve Ölüm“ von Cem Kaya sehr vielschichtig mit noch nie gesehenem Archivmaterial.
- Produzenten: Claus Reichel, Mehmet Akif Büyükatalay, Florian Schewe, Stefan Kauertz
- Drehbuch: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay
- Regie: Cem Kaya
- Kamera/Bildgestaltung: Cem Kaya, Julius Dommer, Mahmoud Belakhel, Christian Kochmann
- Schnitt: Cem Kaya
- Tongestaltung: Henning Hein, Fatih Aydin
- VFX Supervisor: Navid Razavi
Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen
„Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin“. Der Film über Elfriede Jelinek, die 2004 als erste österreichische Schriftstellerin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, stellt ihren künstlerischen Umgang mit Sprache in den Mittelpunkt. Vielschichtig und assoziativ nähert er sich der Kunst seiner Protagonistin mit ihren eigenen sprachkompositorischen Verfahren. „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“ ist ein Dokumentarfilm von Claudia Müller (90‘). Unter Mitwirkung und mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann, Martin Wuttke ist ein vielschichtiges, assoziatives, essayistisches Filmporträt entstanden.
- Produzenten: Martina Haubrich, Claudia Wohlgenannt
- Drehbuch: Claudia Müller
- Regie: Claudia Müller
- Kamera/Bildgestaltung: Christine A. Maier
- Schnitt: Mechthild Barth
- Filmmusik: Eva Jantschitsch
- Tongestaltung: Johannes Schmelzer-Zieringer
Über den Deutschen Filmpreis
Der Deutsche Filmpreis ist eine jährliche Preisverleihung, mit der herausragende Leistungen im deutschen Filmschaffen gewürdigt werden. Er wurde 1951 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen und gilt als eine der renommiertesten Auszeichnungen für Filmemacher und Schauspieler gleichermaßen. Jedes Jahr wählt eine Jury aus Filmprofis die Gewinner in verschiedenen Kategorien wie Bester Spielfilm, Bester Dokumentarfilm oder Bester Schauspieler/Schauspielerin aus. Die Preise sind unter Brancheninsidern sehr angesehen und gelten als Maßstab für den Erfolg des deutschen Films.
Im Kern würdigt dieser Preis sowohl künstlerische Leistungen als auch den kulturellen Beitrag zur Gesellschaft durch das Erzählen von Geschichten auf der Leinwand. Durch die Auszeichnung herausragender Filme, die jedes Jahr produziert werden, ermutigt er Filmemacher, kontinuierlich nach Spitzenleistungen zu streben und versucht gleichzeitig, die Vielfalt der Genres zu fördern, darunter Drama, Komödie und Dokumentarfilm. So wird sichergestellt, dass Geschichten aus allen Bereichen des Lebens weiterhin authentisch erzählt werden, unabhängig davon, ob es sich um Big-Budget-Blockbuster oder Low-Budget-Independent-Projekte handelt.
Der Deutsche Filmpreis ist mehr als eine Gelegenheit, kreatives Talent zu würdigen. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der künstlerischen Wertschätzung in der deutschen Filmlandschaft. Solange es weiterhin leidenschaftliche Menschen gibt, die sich hinter der Kamera engagieren und bedeutungsvolle Filme machen, wird diese Auszeichnung auch in Zukunft ein Symbol für hochwertige Unterhaltung bleiben.